Archiv 2023
Feiern zum 1. Mai in Rheinfelden – über viele Jahre hinweg marschierten sie mit Fahnen, Transparen-ten und lauten Parolen durchs bunte Marktreiben in der Rheinfelder Altstadt zum Inseli, wo sie sich mit ihren deutschen Genossen trafen. Nach dem Rückmarsch lauschten sie flammenden Reden vor dem Lokal der Colonia Libera Italiana. Die Reden gibt es noch immer. An der diesjährigen Vorabend-feier zum Tag der Arbeit blieben die Mitglieder der Gewerkschaften und linken Parteien aber hinter dem Roten Haus an der Schifflände eher unter sich, auch wenn die kämpferische Grundstimmung weiterhin notwendig und ungebrochen ist!
Albi Gassmann, Präsident des Fricktaler Organisationskomitees, erinnerte an die dramatischen Ereig-nisse, die 1886 in Amerika zur Tradition des 1. Mai führten. Er betonte, dass der Kampf für die Interes-sen der Arbeitenden gerade heute eminent wichtig sei. Es folgte ein Reigen von drei Rednerinnen und einem Redner, welche die aktuelle Situation in der Schweiz aus ihrem je eigenen Blickwinkel beleuch-teten und aufzeigten, weshalb es den Kampf gegen ungerechte Massnahmen von Politik und Wirt-schaft braucht. Silvia dell’Aquila, Gewerkschaftssekretärin des VPOD und Aarauer Stadträtin, forderte Verteilungsgerechtigkeit angesichts der sinkenden Kaufkraft der Arbeitnehmenden, der Angriffe auf ihre Altersvorsorge sowie der immer noch bestehenden Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau. Um dem Widerstand grösseres Gewicht zu verleihen, rief sie zur Solidarität und zur Teilnahme am feministischen Streiktag vom 14. Juni auf.
Dann erläuterte Ueli Mäder, der bekannte Soziologieprofessor aus Rheinfelden, wie sich nach dem Zweiten Weltkrieg die materielle Lebenslage breiter Bevölkerungskreise verbesserte. Die Erwerbszei-ten verkürzten sich, die Einkommen legten zu. Ein volles Arbeitspensum reichte für den Unterhalt einer Familie aus, während heute als Folge des Neoliberalismus à la Reagan und Thatcher dazu oft nur noch ein Pensum von bis zu 170% reiche. Dies habe zahlreiche negative Konsequenzen für die Gesell-schaft. Seine Forderung war deshalb nicht einfach das Recht auf Arbeit, sondern das Recht auf sinn-volle und existenzsichernde Arbeit. Als Vorbild dafür führte er etwa das bekannte Gleichnis aus dem Evangelium nach Matthäus an. Dort bezahlt der Weinbergbesitzer allen seinen Arbeitern den gleichen fairen Lohn. Mit einem Zitat desselben Apostels begonnen hätte auch Grossrätin Colette Basler ihre Rede, die sie krankheitshalber leider nicht halten konnte: ”Wer hat, dem wird gegeben.“ Nach vielen Beispielen, wie zynisch heute in der Aargauer Politik an den Schwächsten gespart wird, hätte sie das Bibelwort abgeändert zu ”Wer hat, der soll geben!“
Unterstützt von einer Gebärdendolmetscherin wandte sich Tatjana Binggeli, Ärztin und Nationalrats-kandidatin, an die Anwesenden. Gehörlose Menschen wie sie seien in vielen Belangen – so etwa bei der Stellensuche - benachteiligt, dabei könnte ihre Leistung ein immenser Gewinn für die Gesellschaft sein. Deshalb kämpfe sie überzeugt für Inklusion. Nora Langmoen, die Co-Präsidentin der SP Aargau, schliesslich forderte anhand der wenig zukunftsweisenden Arbeitsbedingungen ihrer Coiffeuse: “Die Löhne müssen im Tieflohnsektor rauf. Und zwar jetzt!” Tiefe Löhne führten ja auch zu einer tiefen Ren-te. Deshalb sei eine Zustimmung zur 13. AHV-Revision ein absolutes Muss.
Der stimmungsvolle und gut besuchte Anlass wurde musikalisch beschwingt umrahmt vom Trio Kamal mit Melodien aus dem Balkan. Kulinarisch verwöhnt wurden die Teilnehmer mit leckeren Crêpes sowie erfrischender Glacé stilvoll serviert aus einem Ape, dem dreirädrigen Kleinsttransporter auf Vespa-Basis. Verantwortlich dafür zeichnete ein Unternehmen namens Dolceluna, das von einem zwanzigjährigen Zwillingspaar – sie eine ausgebildete Confiseurin und er ein Maturand mit Flair fürs Business – in Basel gegründet worden ist und für Anlässe jeder Art gebucht werden kann. Zum Ab-schluss sass man wie gewohnt gemütlich zusammen, genoss das frühlingshafte Wetter und vertiefte das Gehörte in angeregten Gesprächen.
Albi Gassmann, Präsident des Fricktaler Organisationskomitees, erinnerte an die dramatischen Ereig-nisse, die 1886 in Amerika zur Tradition des 1. Mai führten. Er betonte, dass der Kampf für die Interes-sen der Arbeitenden gerade heute eminent wichtig sei. Es folgte ein Reigen von drei Rednerinnen und einem Redner, welche die aktuelle Situation in der Schweiz aus ihrem je eigenen Blickwinkel beleuch-teten und aufzeigten, weshalb es den Kampf gegen ungerechte Massnahmen von Politik und Wirt-schaft braucht. Silvia dell’Aquila, Gewerkschaftssekretärin des VPOD und Aarauer Stadträtin, forderte Verteilungsgerechtigkeit angesichts der sinkenden Kaufkraft der Arbeitnehmenden, der Angriffe auf ihre Altersvorsorge sowie der immer noch bestehenden Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau. Um dem Widerstand grösseres Gewicht zu verleihen, rief sie zur Solidarität und zur Teilnahme am feministischen Streiktag vom 14. Juni auf.
Dann erläuterte Ueli Mäder, der bekannte Soziologieprofessor aus Rheinfelden, wie sich nach dem Zweiten Weltkrieg die materielle Lebenslage breiter Bevölkerungskreise verbesserte. Die Erwerbszei-ten verkürzten sich, die Einkommen legten zu. Ein volles Arbeitspensum reichte für den Unterhalt einer Familie aus, während heute als Folge des Neoliberalismus à la Reagan und Thatcher dazu oft nur noch ein Pensum von bis zu 170% reiche. Dies habe zahlreiche negative Konsequenzen für die Gesell-schaft. Seine Forderung war deshalb nicht einfach das Recht auf Arbeit, sondern das Recht auf sinn-volle und existenzsichernde Arbeit. Als Vorbild dafür führte er etwa das bekannte Gleichnis aus dem Evangelium nach Matthäus an. Dort bezahlt der Weinbergbesitzer allen seinen Arbeitern den gleichen fairen Lohn. Mit einem Zitat desselben Apostels begonnen hätte auch Grossrätin Colette Basler ihre Rede, die sie krankheitshalber leider nicht halten konnte: ”Wer hat, dem wird gegeben.“ Nach vielen Beispielen, wie zynisch heute in der Aargauer Politik an den Schwächsten gespart wird, hätte sie das Bibelwort abgeändert zu ”Wer hat, der soll geben!“
Unterstützt von einer Gebärdendolmetscherin wandte sich Tatjana Binggeli, Ärztin und Nationalrats-kandidatin, an die Anwesenden. Gehörlose Menschen wie sie seien in vielen Belangen – so etwa bei der Stellensuche - benachteiligt, dabei könnte ihre Leistung ein immenser Gewinn für die Gesellschaft sein. Deshalb kämpfe sie überzeugt für Inklusion. Nora Langmoen, die Co-Präsidentin der SP Aargau, schliesslich forderte anhand der wenig zukunftsweisenden Arbeitsbedingungen ihrer Coiffeuse: “Die Löhne müssen im Tieflohnsektor rauf. Und zwar jetzt!” Tiefe Löhne führten ja auch zu einer tiefen Ren-te. Deshalb sei eine Zustimmung zur 13. AHV-Revision ein absolutes Muss.
Der stimmungsvolle und gut besuchte Anlass wurde musikalisch beschwingt umrahmt vom Trio Kamal mit Melodien aus dem Balkan. Kulinarisch verwöhnt wurden die Teilnehmer mit leckeren Crêpes sowie erfrischender Glacé stilvoll serviert aus einem Ape, dem dreirädrigen Kleinsttransporter auf Vespa-Basis. Verantwortlich dafür zeichnete ein Unternehmen namens Dolceluna, das von einem zwanzigjährigen Zwillingspaar – sie eine ausgebildete Confiseurin und er ein Maturand mit Flair fürs Business – in Basel gegründet worden ist und für Anlässe jeder Art gebucht werden kann. Zum Ab-schluss sass man wie gewohnt gemütlich zusammen, genoss das frühlingshafte Wetter und vertiefte das Gehörte in angeregten Gesprächen.